Presseaussendung vom 24.10.2021
42 Filmregisseurinnen und Regisseure fordern einen Kurswechsel.
Eine lange Geschichte an Ausgrenzung, Intransparenz und respektlosem Umgang nach innen hat die politische Schlagkraft des Verbands Filmregie als wichtige Interessensvertretung der österreichischen Kinofilmregisseur*innen nach außen geschwächt. Der Mangel an demokratischen Strukturen, ernsthafter Dialogbereitschaft und das fehlende Interesse an der Herstellung eines Minimalkonsenses - wenn schon nicht zu einer progressiven, so doch wenigstens zu einer kollektiv-solidarischen Position - in der Debatte um die Gleichstellung und eine Geschlechterquote in der Vergabe der Filmfördermittel führte letztendlich zu einer Spaltung.
Seit der letzten Generalversammlung am 30. September 2021 sind nahezu ein Drittel aller Regisseur*innen aus dem Verband ausgetreten. Die Interessensvertretung, der fast alle namhaften Regisseurinnen und Regisseure in Österreich angehörten, hat mit einem Schlag fast alle Regisseurinnen verloren.
Es liegen filmpolitisch große Themen auf dem Tisch, wie die Verhandlungen über das Urheber*innenrecht, neue Verwertungsketten, angemessene Vergütung bei Online-Nutzungsformen, Arbeitsverhältnisse und Gender Equality. Wir brauchen eine Interessensvertretung, die sich diesen Themen aufgeschlossen stellt und Diversität offensiv unterstützt. Wir sehen in der bestehenden Struktur des Verbands Filmregie keine Möglichkeit mehr, all das umzusetzen.
Mit unserem Austritt haben wir einen aus unserer Sicht notwendigen Diskussionsprozess in Gang gesetzt, dessen Ausgang offen ist. In den kommenden Monaten wollen wir in einer gemeinsamen Debatte ausloten, was eine Interessenvertretung für Filmregisseur*innen 2021 ausmachen soll; dazu laden wir alle Kolleginnen und Kollegen ein, die wie wir einen auf Solidarität, Gleichberechtigung und Transparenz beruhenden Verband wollen.
Unterzeichnet von:
Barbara Albert, Marco Antoniazzi, Ruth Beckermann, Judith Benedikt, Karin Berger, Nathalie Borgers, Susanne Brandstätter, Angela Christlieb, Sabine Derflinger, Andrea Maria Dusl, Barbara Eder, Gerhard Ertl, Sabine Hiebler, Edgar Honetschläger, Ruth Kaaserer, Kitty Kino, Tereza Kotyk, Marie Kreutzer, Nina Kusturica, Tina Leisch, Ivette Löcker, Alexandra Makarová, Bady Minck, Johanna Moder, Andrina Mračnikar, Katharina Mückstein, Laura Nasmyth, Gabriele Neudecker, Michael Palm, Christiana Perschon, Ruth Rieser, Anja Salomonowitz, Elisabeth Scharang, Ulrike Schweiger, Eva Spreitzhofer, Angela Summereder, Gloria Dürnberger Stern, Elena Tikhonova, Lisa Truttmann, Mirjam Unger, Bernadette Weigel, Weina Zhao